top of page

Kontrolle loslassen & ins Vertrauen finden

Warum Kontrolle so verführerisch ist


„Du planst auch nicht mehr so viel, oder?“ Diese Frage hat mir eine Freundin vor ein paar Tagen gestellt. Und ich musste kurz innehalten. Denn eigentlich war ich immer die, die alles plant, alles durchdenkt und alles im Griff haben wollte. Kontrolle bedeutete für mich Sicherheit.


Und gleichzeitig spürte ich: Sie hat recht. Ich plane nicht mehr so wie früher. Ich habe gelernt, dass Gedankenkarussells und das ständige Vorwegnehmen von Szenarien Energie rauben – Energie, die wir sonst für das Leben selbst hätten.


Vielleicht kennst du das auch: Du glaubst, wenn du alles unter Kontrolle hast, passiert dir nichts. Du fühlst dich sicher, weil du Plan A, Plan B und Plan C durchgespielt hast. Aber die Wahrheit ist: Das Leben hält sich selten an unsere Pläne.


Ein Beispiel: Du planst einen Urlaub, regelst alles bis ins Detail, organisierst jemanden für die Katzen, denkst an jede Kleinigkeit. Und dann wird die Person krank, die sich kümmern sollte. Somit ist dein hübscher Plan dahin – und damit auch die Kontrolle über die Situation. Was nun? Kopf in den Sand stecken, sich ärgern und in der Wut verlieren? Nein. Eine Lösung muss her. Mit der Haltung, dass du immer eine Lösung finden wirst, egal was im Außen passiert – wirst du sie finden.


Mein persönlicher Weg durch Umbrüche (2023–2025)


In den letzten zwei Jahren durfte ich das zu Genüge selbst erfahren. 2023–2025 haben so viele Veränderungen mit sich gebracht, dass mich das Leben buchstäblich gezwungen hat, Kontrolle loszulassen.


Lass uns einen kleinen Ausflug nach 2023 machen:

Damals war ich bereits drei Jahre in einem Hotel angestellt, habe Hochzeiten geplant und konnte remote von zu Hause arbeiten. Alles lief gut – bis ich eines Tages plötzlich von der neuen Leitung die betriebsbedingte Kündigung erhielt. Das zog mir erst mal den Boden unter den Füßen weg.


Was nun? Ein neuer Job? Wieder ein neues Umfeld, jeden Tag pendeln? Ich wollte diesen Gedanken nicht zulassen.


Ein Gespräch mit einer Freundin brachte mich auf die Idee: „Warum versuchst du nicht, den Gründerzuschuss zu beantragen und den Schritt in die volle Selbstständigkeit zu wagen?“ Gesagt, getan. 2024 machte ich mich auf den Weg. Erst ein Gründercoaching, in dem wir Businessplan, Finanzen, Zielgruppe und mein Warum ausarbeiteten. Wochenlang war ich arbeitssuchend und bekam um die 67 % meines letzten Gehalts – ein Tropfen auf dem heißen Stein.


Aber ich wollte es. Ich wollte mir beweisen, dass ich es kann. Ich ging „All In“ – wie man so schön in der Coaching-Bubble sagt.


Ich fand eine Praxis zur Untermiete, konnte Reiki endlich in Präsenz anbieten, bekam die ersten Kunden für Human Design Readings. Es fing gut an. Ich war begeistert, wie viel Freude mir diese Arbeit bereitete, meine Kunden waren glücklich und haben mich weiterempfohlen. Daraufhin habe ich die Aroma-Auszeit ins Leben gerufen und organisierte mein erstes Retreat „Homecoming“.


Doch nach einem halben Jahr reichte es nicht. Der Gründerzuschuss war ausgelaufen, die Rücklagen aufgebraucht. Dieser Rückschritt fühlte sich an wie Versagen, wie Scheitern. Wieder zog mir das Leben den Boden unter den Füßen weg. Ich war verzweifelt. Was kommt als Nächstes?


Heute arbeite ich in einem Unternehmen, welches ich als den besten Arbeitgeber von allen bezeichnen würde. Noch nie wurde ich in einem Team so offen und herzlich aufgenommen wie in dieses. Gleichzeitig gehe ich meinen Coaching-Weg nebenberuflich weiter, nicht weniger wertvoll, nicht weniger richtig, nur eben anders.


Diese zwei Jahre haben mich so sehr wachsen lassen. Alles, was ich bisher im Bereich Persönlichkeitsentwicklung, Glaubenssatz- und innere Arbeit gelernt und integriert habe, hat mir geholfen.


Durch Reiki habe ich Resilienz gelernt, gelernt, mich selbst in stürmischen Zeiten zu halten. Ich habe wieder Zugang zu meiner Intuition und vertraue mir selbst in einem Maß, das mich manchmal selbst erstaunt.


Kontrolle vs. Intuition – ein Blick nach innen


Auf die Frage meiner Freundin zurückkommend: „Nein, ich plane nicht mehr alles bis ins kleinste Detail durch. Ich bin aber auch nicht super spontan – ich bin intuitiv. Ich vertraue meiner inneren Stimme, weil ich endlich Zugang zu dieser habe.“


Wir verlieren uns gerne im Kontrollieren: Wir schauen auf die Uhr, in den Kalender, versuchen alles durchzuspielen. Aber Kontrolle hat immer etwas mit dem Außen zu tun und wird uns nie die Sicherheit geben, die wir uns wünschen.


Woher kommt dieses Bedürfnis zu kontrollieren und zu analysieren?

In meinem Fall stammt es aus meiner Ausbildungszeit. Heute würde man sagen, ich hatte die ersten Berufsjahre ein sehr toxisches Arbeitsumfeld. Damals gab es dafür keinen Begriff, es hieß nur: „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“ und „Du brauchst ein dickes Fell“. Ich habe das geglaubt, wie alle anderen auch.


Mein System lernte: „Wenn ich immer 2–3 Schritte voraus bin, mich anstrenge, 110 % gebe, dann werde ich in Ruhe gelassen und nicht angeschrien. Dann bin ich sicher.“


So begann ein Gedankenspiel ohne Ende. Was ist, wenn…? Unser Verstand findet immer neue Wege, Situationen vorherzusagen.


Und wehe, etwas Unvorhergesehenes passiert: Deine Lieblingskollegin, mit der du arbeiten solltest, ist krank, und wer springt ein? Genau die Person, wegen der du mit Bauchschmerzen zur Arbeit gehst und täglich den Dienstplan checkst, wann du dieser Person über den Weg laufen könntest.


Dieser Zustand ist für unser Nervensystem so gefährlich wie ein realer Säbelzahntiger. Dadurch entwickeln sich nun Verhaltensmuster und Schutzstrategien, um in Zukunft vorbereitet zu sein und diese lebensbedrohliche „Gefahr“ zu überleben.


Es hat Jahre gebraucht, bis ich erkannt habe, woher meine Muster kommen. Und damit nicht genug: Die eigenen Muster zu kennen, ist hilfreich – wir lernen uns selbst viel besser kennen und verstehen, warum wir so reagieren, wie wir reagieren.


Doch alleine durch das Bewusstsein dieser Schutzstrategien können wir noch lange nicht von heute auf morgen neu handeln. Unser System kennt die Gefahr und weiß, wie es Sicherheit schafft – und die geht immer dem Glücklichsein voraus. Demnach ist es gar nicht so leicht, die Komfortzone zu verlassen und von heute auf morgen ein neues Leben zu führen.


Doch was hilft nun wirklich?


Neue, positive und langsame Erfahrungen. Damit dein Nervensystem lernt:

Ich bin sicher.


Was macht das Wort „langsam“ mit dir? Mich hat es viel zu lange gestresst, ich wollte immer alles sofort. Auch das fühlte sich vertraut und sicher an.


Heute weiß ich: Mein System braucht Zeit. Nur Wissen alleine reicht nicht. Integration ist wichtig. Wir dürfen anfangen, auf körperlicher Ebene zu arbeiten. Nicht nur rational zu verstehen, sondern auch körperlich zu fühlen. Denn in unserem Körpergedächtnis steckt so viel Erfahrung, von der unser Verstand oft nichts mehr weiß.


Ich habe in den letzten zwei Jahren so viel über mich selbst erfahren, konnte die Dinge, die ich verstanden habe, endlich integrieren und erkenne: Loslassen ist viel wichtiger als Kontrolle. Wenn wir loslassen, können wir im Fluss sein. Kontrolle hingegen raubt uns Energie und mentale Kapazitäten.


Loslassen macht uns weit. Wir sind in uns sicher und vertrauen unseren Fähigkeiten. Das ist Resilienz. Das ist Vertrauen in uns selbst.


Wie oft übersiehst du die Blumen am Wegesrand, weil du ein festgefahrenes Bild vor Augen hast?


Lass mich dir ein Bild malen:

Du willst einen Blumenstrauß kaufen und gehst in ein Geschäft. Du hast eine klare Vorstellung davon, welche Blumen du gerne hättest: 10 rote Rosen, 5 Ranunkeln, 3 Dahlien, alles mit Eukalyptus eingeschlagen. Und natürlich hast du dir auch einen Preisrahmen gesetzt.


Du kommst also mit deiner genauen Vorstellung in den Blumenladen.


Die Verkäuferin fragt: „Wie kann ich Ihnen helfen?“ Und du gibst deine Bestellung auf. Sie antwortet: „Oh, Rosen sind heute sehr beliebt – wir haben nur 5 Stück. Die Dahlien sind ausverkauft und die Ranunkeln wurden leider nicht geliefert. Aber dafür habe ich ganz wunderschöne und frische Hortensien, dazu würde etwas Schleierkraut sehr gut passen.“


„Wie reagiert dein Körper? Wie reagiert dein System in diesem Moment?“ Fühlst du dich gestresst, weil dein Plan nicht aufgeht? Weil du spontan eine andere Entscheidung treffen musst? Einen anderen Weg gehen sollst, als den, den du dir so wundervoll überlegt hast?


Folgende Idee: Behalte den Plan „Ich hätte gerne einen Blumenstrauß“, aber lass die genaue Vorstellung los.


Du gehst mit der Gewissheit in den Laden, schaust, was da ist, vertraust der Verkäuferin, und gehst mit einem wunderschönen Blumenstrauß wieder nach Hause.


Wie fühlt sich das in deinem Körper an? Nimmst du Weite wahr, das Gefühl von Durchatmen und Entspannung? Oder macht es dir Angst?


Beides ist völlig in Ordnung. Es geht nur darum, dich und dein System besser kennenzulernen. Alles andere kommt langsam, Schritt für Schritt.


Eine weitere Metapher:


Übertrage sie gerne auf deine Situation, wo du gerade stehst. Es kann um eine neue Arbeitsstelle gehen, um eine wichtige Nachricht, auf die du wartest. Oder vielleicht bist du gerade in einer Kennenlernphase und fragst dich… na, du weißt schon.


Du wirst die Nachricht, den Job oder die Antwort auf deine Frage nicht früher erhalten, selbst wenn du noch so oft zum Briefkasten rennst. Es braucht so viel Zeit wie es eben braucht. Doch solange du hinterherläufst, verpasst du dein eigenes Leben.


Die Energie, die du fürs Grübeln, Hoffen und Warten aufwendest, ist übrigens anstrengender als die Energie, die in dir ist, wenn du die Dinge einfach auf dich zukommen lässt. Das liegt daran, dass Festhalten durch Mangel und Kontrolle entsteht. Doch Loslassen entsteht durch Vertrauen und Liebe.


Schlussgedanken


Wenn du dich jetzt vielleicht in folgendem Gedanken wiederfindest:

„Ramona, aber was ist, wenn ich dann mein Ziel gar nicht erreiche? Was ist, wenn es anders kommt, als ich es mir vorstelle?“


Dann darfst du hinsehen. Warum willst du, dass es genau so kommt? Was versprichst du dir davon? Ist es, glücklich zu sein? Anerkennung zu bekommen? Erfolgreich zu sein?


In welchem Lebensbereich willst du dich beweisen, um endlich geliebt zu werden?


Die Dinge, die dich glücklich machen, sind in dir. Die Liebe, die du im Außen suchst, ist in dir. Die Aufmerksamkeit, die du dir so sehr wünschst, ist die Aufmerksamkeit, die du dir selbst geben darfst. Es fängt immer bei uns selbst an, egal in welchem Lebensbereich.




 
 
 

Kommentare


Dieser Beitrag kann nicht mehr kommentiert werden. Bitte den Website-Eigentümer für weitere Infos kontaktieren.
bottom of page